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Leseprobe des ersten Teils

Auszug aus dem 1. Kapitel

Am Wochenende unternahm Alfred den mehrstündigen Fußmarsch von Altenburg nach Renthendorf. Aber als er nach Hause kam, eilte ihm der Vater nicht wie gewohnt entgegen. Statt seiner stand die dreizehnjährige Schwester Thekla an der Tür. „Vater hat Besuch. Der junge schwäbische Baron von Müller macht ihm seine Aufwartung!“, raunte sie Alfred zu. „Sag Schwesterchen, wer ist dieser Mann? Ich hab noch nie von ihm gehört. Ist er auch Ornithologe?“ „Ich glaube nicht, aber Vater wird ihn dir ja bald vorstellen, dann weißt du mehr!“. Da kam der Vater auch schon mit dem jungen Mann aus dem Arbeitszimmer. „Gott grüß dich, mein Junge. Ich freu mich, dass du wieder da bist!“ Herzlich umarmte der Pfarrer seinen Alfred und wandte sich dann wieder dem Baron zu: „Herr Baron von Müller, darf ich Ihnen meinen Sohn vorstellen? Obwohl er Architekt werden will, ist er meine stärkste Stütze beim Präparieren!“. Und zu Alfred gewandt fügte er hinzu: „Es wird dich sicher interessieren, dass der Herr Baron eine Expedition nach den Nilländern plant.“ Baron von Müller gab Alfred die Hand und musterte ihn interessiert, dann sagte er: „Ja, und für dieses Unternehmen brauche ich tüchtige Zoologen. Mir schwebt vor, einen Jäger anzuwerben, der mir mit Rat und Tat zur Seite stehen wird!“ Alfred gefiel die unternehmungslustige Art des jungen Barons. Er war begeistert von dessen Plänen und dachte: Welch ein Glück muss es wohl sein, eine Reise nach den Ländern am Nil zu unternehmen. Der Baron seinerseits betrachtete den kräftigen und sehnigen jungen Mann mit großem Interesse und mit Wohlgefallen. „Alfred, reich mir mal die Viehstelzen!“, sagte der Vater. Mit sicherem Griff zog Alfred aus dem großen Schrank die gewünschten Vogelbälge heraus und der Vogelpastor erklärte: „Sehen Sie hier die Viehstelzen, diese kommen aus dem Norden, jene dagegen, die mir Professor Dr. Naumann zuschickte, stammen aus Südrussland. Sehen Sie doch, wie auffällig die Unterschiede zwischen Nord- und Südländern sind. Herr Baron, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in den Nilländern Ihre Aufmerksamkeit auf diese Vogelgruppe richteten ...!“ Der Pfarrer Christian Ludwig Brehm war ganz aufgeregt. Aber sein Besucher war etwas anderer Meinung. „Gewiss, Herr Pastor, aber ich werde als Expeditionsleiter viele andere Aufgaben haben. Es fehlt da an Zeit und auch am nötigen Geschick zum Präparieren. Ich brauchte einen jungen tüchtigen Reisegefährten, der nicht nur ein guter Ornithologe, sondern auch ein körperlich kräftiger Kerl ist, allen Strapazen der Reise gewachsen ...!“ Baron Müller schielte dabei auf den jungen Brehm, und in Alfred keimte eine ungeheure Freude und Hoffnung auf. Nicht auszudenken, wenn er als Reisegefährte des Barons ein freies Forscher- und Jägerleben im schwarzen Erdteil geboten bekäme...! Aber der Vater wollte die Anspielung einfach nicht bemerken, und er schien froh darüber zu sein, als Thekla ins Zimmer kam und die drei aufforderte: „Kommt zum Essen, es ist gerichtet. Die Mutter wartet schon!“ Als Alfred Brehm am nächsten Tag wieder nach Altenburg wanderte, träumte er nur von der Expedition. Oh, wenn der Baron ihn doch mitnehmen würde, dann wäre er der glücklichste Mensch der Welt! Die Lehrzeit in Altenburg ging dem Ende entgegen. Meister Sprenlger stellte Alfred ein Zeugnis aus, in dem es hieß: „Über seinen Fleiß und sein Betragen kann ich ihm das beste Zeugnis geben.“ Und im Abschlusszeugnis der Altenburger Kunst- und Handwerksschule wurde Alfred bestätigt, dass er sich stets bemüht habe, sich in allen Fächern gute Kenntnisse anzueignen. Sein Hauptlehrer Eduard Lange schrieb ihm ins Zeugnis: „ ... dass er sich weiter fortzubilden nie ermüden werde.“ Mit diesen beiden Zeugnissen ausgestattet, bewarb sich Brehm nun in Dresden, um Architekt zu werden. Der Vater hatte am Altenburger Hof zwar ein Stipendium für den Jungen beantragt, und die Familie Brehm freute sich sehr, als der Hof dieses Stipendium ab dem dritten Semester auch bewilligte, aber noch war es aber nicht soweit. Der Vater, der den Sohn auf die Reise nach Dresden begleitete, musste die Ausgaben zweier Semester für den Sohn zunächst einmal alle selbst bestreiten. In Dresden wurden viele Besuche abgestattet, und erst am Abend konnte Alfred sein künftiges Quartier in der ‚Inneren Rampischen Gasse‘ Nummer 14 beziehen. Dort angekommen, ermahnte ihn der Vater: „Vernachlässige die Vogelbeobachtungen nicht! An der Elbe ergeben sich bestimmt dafür viele Gelegenheiten!“ „Vater, das versprech’ ich dir, und ich werde auf meinem Zimmer auch präparieren!“ Pfarrer Brehm brauchte sich an diesem Tag noch nicht von Alfred zu verabschieden, denn er war auch deshalb nach Dresden gekommen, um am zweiten Ornithologenkongress teilzunehmen. Alfred hatte in diesen Tagen erneut Grund, auf seinen Vater stolz zu sein, denn er wurde zum Korrespondierenden Mitglied der „Gesellschaft für specielle, besonders vaterländische Naturgeschichte“ ernannt. Nun begann ein weiterer Abschnitt in dem Leben des Pfarrerssohnes, das Studium der Architektur, dem sich Alfred sehr intensiv widmete. Aber es kam alles ganz anders, auf jeden Fall anders, als der Vater es geplant hatte, denn Alfred sollte kein Architekt werden, und auch die herzogliche Kasse sollte ihr Geld behalten können, das sie als Stipendium ab dem dritten Semester zur Verfügung stellen wollte. Der Baron Müller setzte seinen Willen. Trotz anfänglicher starker Bedenken des Vaters wegen der Teilnahme seines Sohnes an einer Expedition zum Nil, sagte er nach vielem Hin und Her doch noch zu. Wahrscheinlich war es auch die Mutter, die ihrem Alfred die Gelegenheit geben wollte, seine Wünsche zu erfüllen, denn sie wusste, wie intensiv der Junge vom Forscherleben träumte. Alfred war glücklich. Das Schicksal führte ihn auf einen derart erfreulichen Weg, dass er noch gar nicht recht daran glauben konnte. Jubelnd sang er aus voller Kehle: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt ...!“


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